Dinge von gestern, Dinge von heute, Dinge von morgen (11) - Berlin Edition
Diese Folge von Dinge von widmet sich der Hauptstadt. Eine Besonderheit Berlins innerhalb Deutschlands ist, dass Trends durch die dichte Population von Hipstern (und anderen trendigen Personen, die nicht mehr unter diesem Label zu qualifizieren sind) so schnelllebig sind, dass man die Kategorien gestern, heute und morgen beinahe wörtlich nehmen muss. Begriffe wie "Saison" oder "Sommerhit" gibt es in den entsprechenden Soziotopen nicht, da sie implizieren, dass sich ein Trend, oder sagen wir mal ein Lied, für eine längere Periode halten würde. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Selbst der stilbewusste Bohème hinkt häufig dem goût du jour hinterher. Wer auf einer WG-Party oder gar beim Grillen im Park einen auf Handy-DJ machen möchte, läuft Gefahr sich in eine unangenehme Rechtfertigungslage zu begeben, wenn das neue Album von M83 vom Gros der Peers als Mainstream-Trash abgetan wird. So gesehen ist diese Ausgabe umso mehr als eine äußerst subjektive Momentaufnahme einer überaus dynamischen Stadt zu sehen.
Dinge von gestern: Döner
Zum Einstieg in diese Kategorie direkt eine Begriffsbestimmung: zwar ist für den (Wahl-) Berliner das Wort Döner eigentlich ein Sammelbegriff für alle Speisen, die in einem Fladenbrot verpackt über die Theke anatolischer oder arabischer Imbissbuden gehen, richtigerweise handelt es sich aber um den sich drehenden Fleischspieß hinter der Theke [döner (türk.) – rotierend]. Da wären wir auch schon beim Hauptproblem. Fleisch? So two thousand and twelve, honey. Und dann auch noch vom CO2-Sünder Nummer 1: der Kuh. Buhhhh! En vogue sind deswegen die Optionen mit Falafel, gegrilltem Gemüse, oder wenn es eben doch Fleisch sein muss, Hähnchen-Schawarma. Alles bestimmt auch irgendwo Gluten-frei und mit Chia-Samen erhältlich.
Dinge von heute: Schwarz
In den 60er Jahren fielen die unangepassten Hippies der Flower Power Bewegung durch bunte Kleidung und florale Dekors auf und schockierten damit das Establishment. Heute kleidet sich das Establishment im Hippie Chic und ärgert damit die unangepassten Hipster. Logische Konsequenz ist es natürlich sich konträr zu dem bunten Treiben in ein schwarzes Trauergewand zu hüllen und damit im besten Fall wieder anzuecken. Folglich fühlte man sich beim Besuch des 1. Mai Fests in Kreuzberg als Außenstehender zeitweise so, als wohne man einer The Addams Family Fan Convention bei. Ein treffender Vergleich, erinnern doch die ausdruckslosen Gesichter spanischer Austauschstudenten im Keta-Rausch stark an die Mimik von Christina Ricci in der Rolle der Wednesday Addams.
Dinge von morgen: Not giving a shit
Um beim stetigen Wandel mithalten zu können muss man schon nah dran sein am Geschehen und im Epizentrum der Coolnes leben. Das ist derzeit immer noch Kreuzberg, Neukölln (oder Kreuzkölln) und vielleicht noch Friedrichshain. Prenzlauer Berg ist leider so two thousand and twelve, honey. Dank der hohen Nachfrage und der fortschreitenden Gentrifizierung des Kiezes wird es aber zunehmend schwerer (bezahlbaren) Wohnraum in diesen Vierteln zu finden. Wer also am obligatorischen Sehen und Gesehen werden teilhaben will, muss im Zweifelsfall die weite Strecke aus den noch nicht ganz so coolen Stadtteilen Wedding oder Moabit auf sich nehmen und in gewollt schäbigen Cafés abhängen, in denen ausschließlich europäisch* gesprochen wird.
Oder man entzieht sich dem Diktat des Cool und scheisst einfach drauf. Nichts ist rebellischer und non-konformer als in seinem langweiligen, bürgerlichen Outfit und gepflegtem Haupthaar durch den Görlitzer Park zu ziehen und keine Drogen zu kaufen. Zumindest fällt man auf.
* Europäisch ist das von schlechter Grammatik und falsch verwendeten Vokabeln geprägte Schulenglisch, dass von der europäischen Erasmus/Easy-Jet-Jugend gesprochen wird. Besonderes Merkmal sind die vielen unnötig verwendeten Lehnwörter aus der Muttersprache der jeweiligen Sprecher, die von irritierten Zuhörern nur wissend abgenickt werden, als wüssten sie was „I maquiar houses for a sustento“ heisst.
Dinge von gestern: Döner
Zum Einstieg in diese Kategorie direkt eine Begriffsbestimmung: zwar ist für den (Wahl-) Berliner das Wort Döner eigentlich ein Sammelbegriff für alle Speisen, die in einem Fladenbrot verpackt über die Theke anatolischer oder arabischer Imbissbuden gehen, richtigerweise handelt es sich aber um den sich drehenden Fleischspieß hinter der Theke [döner (türk.) – rotierend]. Da wären wir auch schon beim Hauptproblem. Fleisch? So two thousand and twelve, honey. Und dann auch noch vom CO2-Sünder Nummer 1: der Kuh. Buhhhh! En vogue sind deswegen die Optionen mit Falafel, gegrilltem Gemüse, oder wenn es eben doch Fleisch sein muss, Hähnchen-Schawarma. Alles bestimmt auch irgendwo Gluten-frei und mit Chia-Samen erhältlich.
Angela betritt Neuland - ein deutliches Zeichen dafür das etwas von gestern ist
Dinge von heute: Schwarz
In den 60er Jahren fielen die unangepassten Hippies der Flower Power Bewegung durch bunte Kleidung und florale Dekors auf und schockierten damit das Establishment. Heute kleidet sich das Establishment im Hippie Chic und ärgert damit die unangepassten Hipster. Logische Konsequenz ist es natürlich sich konträr zu dem bunten Treiben in ein schwarzes Trauergewand zu hüllen und damit im besten Fall wieder anzuecken. Folglich fühlte man sich beim Besuch des 1. Mai Fests in Kreuzberg als Außenstehender zeitweise so, als wohne man einer The Addams Family Fan Convention bei. Ein treffender Vergleich, erinnern doch die ausdruckslosen Gesichter spanischer Austauschstudenten im Keta-Rausch stark an die Mimik von Christina Ricci in der Rolle der Wednesday Addams.
Morgens halb 8 vor der wilden Renate
Dinge von morgen: Not giving a shit
Um beim stetigen Wandel mithalten zu können muss man schon nah dran sein am Geschehen und im Epizentrum der Coolnes leben. Das ist derzeit immer noch Kreuzberg, Neukölln (oder Kreuzkölln) und vielleicht noch Friedrichshain. Prenzlauer Berg ist leider so two thousand and twelve, honey. Dank der hohen Nachfrage und der fortschreitenden Gentrifizierung des Kiezes wird es aber zunehmend schwerer (bezahlbaren) Wohnraum in diesen Vierteln zu finden. Wer also am obligatorischen Sehen und Gesehen werden teilhaben will, muss im Zweifelsfall die weite Strecke aus den noch nicht ganz so coolen Stadtteilen Wedding oder Moabit auf sich nehmen und in gewollt schäbigen Cafés abhängen, in denen ausschließlich europäisch* gesprochen wird.
Oder man entzieht sich dem Diktat des Cool und scheisst einfach drauf. Nichts ist rebellischer und non-konformer als in seinem langweiligen, bürgerlichen Outfit und gepflegtem Haupthaar durch den Görlitzer Park zu ziehen und keine Drogen zu kaufen. Zumindest fällt man auf.
* Europäisch ist das von schlechter Grammatik und falsch verwendeten Vokabeln geprägte Schulenglisch, dass von der europäischen Erasmus/Easy-Jet-Jugend gesprochen wird. Besonderes Merkmal sind die vielen unnötig verwendeten Lehnwörter aus der Muttersprache der jeweiligen Sprecher, die von irritierten Zuhörern nur wissend abgenickt werden, als wüssten sie was „I maquiar houses for a sustento“ heisst.
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