Dinge von gestern, Dinge von heute, Dinge von morgen (2)
Mit Dinge von gestern, Dinge
von heute, Dinge von morgen starten wir heute die Woche des Pessimismus. 7
Tage, 7 Texte die kein Bock auf morgen machen.
Dinge von gestern: Eigenheim
Bausparen galt mal als etwas
spießiges. Warum eigentlich? Dann fingen Banken an das Bausparen als etwas total hippes zu verkaufen. Warum eigentlich? Der Traum vom Eigenheim ist auch
für Bausparer der ersten Stunde so weit entfernt wie Ralf Möller von seiner
ersten Oscar-Nominierung.
Liegt das nun an dem
Finanzierungsmodell? Nein, wir müssen das relativieren. Wer heute einen gut
bezahlten festen Job hat und schuldenfrei ist, hat die besten Voraussetzungen
sich zu niedrigen Zinsen in den übervölkerten Großstädten der Republik eine
kleine Wohnung zum Niedrigzins zu finanzieren. Den Kredit kann man dann locker durch die von Gentrifizierung
und abnormaler Nachfrage aufgeblähten Mietpreise gewinnbringend abzahlen. Wer
ganz clever ist vermietet seine Bude sogar bei Airbnb oder Wimdu und macht noch
ein bisschen extra Kohle.
Blöd nur, wenn man gerade
erst aus der Ausbildung oder Uni kommt, die Kreditwürdigkeit eines Meth-Junkies
besitzt und sich durch langfristige Immobilieninvestments nicht gerade an die
Stadt binden möchte, die morgen schon wieder Ort des frisch gekündigten
Beschäftigungsverhältnisses sein könnte. Außerdem, wer möchte schon mit 25
Jahren entscheiden die nächsten 25 Jahre eine 60qm Wohnung für 750.000€ in
Berlin-Mitte abzubezahlen? Gut, es gibt bestimmt auch Eigenheime die günstiger
sind. Nur sind die leider meistens in Orten in den selbst die stumpfesten Nazis
nicht mehr leben wollen (z.B. irgendwo in Sachsen) oder im Hochsauerlandkreis.
Das Eigenheim ist also für
die Generation Y oder Praktikum ein unerreichbares, aber auch nicht
erstrebenswertes Konzept.
Kleiner Lichtblick: irgendwann
wird diese Generation von den Baby-Boomern, den Beton-Magnaten und Alt-68ern
mit Porsche 911 vor der Tür all die schönen Eigenheime erben, die sie ihnen
heute zu spekulativen Höchstpreisen vor der Nase weggeschnappt haben. Bis
dahin, Miete zahlen!
So fing für viele der Traum vom Eigenheim an. Doch auch die jüngsten spielen heute schon häufig nur noch zur Miete.
Dinge von heute: Gletscher
Genießt sie so lange sie da
sind. Morgen sind sie es nicht mehr.
Dinge von morgen: President Donald Trump
Alarmstufe Orange. Die
Frisur. Haha. Die ledrige Haut. Sehr witzig. Das großkotzige Gehabe. Alles nur
Show. Doch dahinter verbrigt sich die hässliche Fratze des globalen Zeitgeists.
Der Herbst des integrativen Zeitalters ist angebrochen. Die Nationalstaaten
igeln sich ein. Der Ton wird rauer, die Stimmung kälter.
Ein Blick nach Europa: die
polnische Regierung ist mit „nationalkonservativ“ noch wohlwollend beschrieben,
der Front National ist in Frankreichs gesellschaftlicher Mitte angekommen, ganz
Skandinavien hat Steuerbord Schlagseite (für Landratten: das ist rechts), und
die AfD holt 13% bei der Landtagswahl in Hessen während das braune Pack marodierend um die Flüchtlingsheime wandert. In den
südeuropäischen Staaten läuft es nicht anders und die Briten bereiten den
Brexit vor.
Warum sollten die USA in
dieser Hinsicht hintenanstehen? Und getreu dem Motto „Bigger Is Better!“ geben
sie sich nicht mit einem billigen Abklatsch zufrieden. Sie wollen das absolute
Premiumprodukt. Und Trump liefert. Er lügt schamlos, beleidigt politische
Gegner unterhalb der Gürtellinie und schlägt Kriegsverbrechen im Kampf gegen
ISIS vor, wenn er fordert die Familien von Terroristen zu attackieren. Aber
dürfen wir uns wirklich abfällig darüber lustig machen?
Ein
Quervergleich: Trump will eine Mauer an
der Grenze zu Mexiko bauen, um illegale Einwanderer abzuhalten. Beatrix von
Storch will auf Flüchtlinge schießen lassen. Erika Steinbach tweetet
rassistisch in Bezug auf die demografische Entwicklung Deutschlands bis 2030
während Trump fordert alle Muslime von amerikanischem Boden zu deportieren.
Unterschiede? Marginal.
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